"spielerische" Mathematik im Kinderalltag

frühe Mathe-Erfahrungen für Klein- und Kindergartenkinder

Ja, wir tun gut daran, unser Verständnis von Mathematik früh zu ÖFFNEN, für unsere jüngsten Lernenden! Mathe ist mehr als Rechnen und Formeln und Mathe ist überall, nicht nur in der Schule. Mathe ist ein ENTDECKENDES und KREATIVES Arbeiten mit Mengen, Objekten und Zusammenhängen. Es geht Hand in Hand mit der Fähigkeit simple bis komplexe Situationen und Probleme erkennen, untersuchen und lösen zu können.

 

Möchten Sie mehr dazu wissen, so lesen Sie gern weiter.
Beispiele zur Förderung finden Sie dann weiter unten!


Ja klar, bereits Kleinkinder (2-3 Jahre) und Kindergartenkinder (4-6 Jahre)  dürfen und sollten ihre mathematischen Erfahrungen machen; und das hat nichts mit Bildungswahn zu tun ;-). Mathe Lernen beginnt NATÜRLICHERWEISE ganz früh beim Beobachten des Umfeldes und dann beim Hantieren mit Objekten und Mengen und im Spiel. Kinder nutzen jegliche Erfahrungen dazu, angeborene mathematische Konzepte und Potentiale - ihren Zahlensinn -anzuregen, zu schärfen und weiterzuentwickeln. Dazu zählen diese angeborenen Fähigkeiten:

  • das Erkennen von Gruppenzusammengehörigkeiten - manche Dinge gehören "irgendwie" zu einer Gruppe mit gemeinsamen Merkmalen
  • gegebene Mengen ungefähr zu erfassen 
  • die protoquantitativen Konzepte - wie größer/kleiner, länger/kürzer, mehr/weniger - die   den Vergleich von Mengen, die Veränderung von Mengen und auch das Enthaltensein in einer Menge (Teil-Ganzes) auch ohne Zahlenwissen erlauben
  • das Subitizing/ Simultanerfassung - kleine Mengen bis zu vier Elementen auf einen Blick anzahlmäßig zu erfassen. Größere Mengen werden nicht mehr simultan erfasst, sondern portionsweise, quasi-simultan. 

mathematische Vorläuferfertigkeiten

Vielseitige früh-mathematische Grunderfahrungen sind ganz wichtig dafür, dass Kinder erste Ideen entwickeln, die später entscheidend sind. Hierbei erfolgt ganz natürlicherweise eine gute, altersgerechte Entwicklung wichtiger mathematischer Vorläuferfähigkeiten. Dies sind erste, grundlegende, ganz wesentliche Einsichten und Fähigkeiten im Umgang mit Objekten, Mengen, Zahlen sowie basalen mathematischen Handlungen:

  • Klassifikation (Gruppierung)
  • Seriation (Reihenfolgebildung)
  • 1:1 Zuordnung
  • Mengeninvarianz (gleichbleibende Menge bei veränderter Anordnung)
  • Mengenvergleich
  • Teil-Ganze-Beziehung (ein Ganzes enthält einen kleineren Teil)
  • Zahlwortreihe und Abzählen
  • Simultanerfassung (kleine Mengen bis 4 auf einen Blick erfassen)

Ferner gibt es übergreifende Fähigkeiten, die entscheidend für das weitere Lernen in der Mathematik sind:

  • Wahrnehmungskonstanz
  • Figur-Grund-Unterscheidung
  • Hand-Auge-Koordination
  • räumliche Orientierung
  • Gedächtnis & Aufmerksamkeit

Auf diesen wichtigen Vorläuferfähigkeiten wird das weitere Mathe Lernen aufbauen, denn

  • es haben sich grundlegende Einsichten und Fähigkeiten entwickelt
  • eine erste Idee von Lernen, Interesse und "ich kann das" hat sich entpuppt
  • wichtige Vokabeln sind bekannt (Mathe ist im Prinzip die erste Fremdsprache, z.B. groß, viel, mehr, größer)

Beispiele für kindliche Mathe-Aktivitäten

Welche Erfahrungen sind es nun, die für Klein- und Kindergartenkinder "früh-mathematisch hilfreich" sind und wie können sie gut begleitet werden? Die folgenden Anregungen drehen sich alle um reichhaltige, konkretespielerische und sinnliche ERFAHRUNGEN mit

                  Mengen,             Formen und                Größen
                            sowie mit deren              Eigenschaften,              Positionen und             Beziehungen.

 

  • Mathematisches Entdecken beim Vorlesen von Kinderbüchern ... hier

  • Anzahlen/ Mengen erleben und Zahlwörter einüben
    Um Mengen erfassen, verstehen und mit einem Zahlwort benennen zu können, brauchen Kinder eine Menge an Erfahrungen, Übungen und Zeit. Für uns ist es bereits selbstverständlich, dass eine Zahl eine Menge bezeichnet oder dass beim Abzählen die letztgenannte Zahl nicht nur das letzte Objekt betrifft, sondern für alle gezählten Objekte steht. Das muss aber erst über einige Zeit hinweg erlernt werden!
    • Mengen sehen, spontan bestimmen, nachzählen: dort sind drei Kühe, lass uns nachzählen und zeige auch drei Finger. Siehst du noch irgendwo drei? Wovon siehst du mehr/ weniger?
    • Zählen, Zählen, Zählen ... (ab etwas 2 Jahren erleben Kinder die Zahlwortreihe und üben nun spielerisch die Zahlworte/ Vokabeln und deren Reihenfolge) Komm wir zählen ... vor, jetzt mal zurück und jetzt mal weiter ab der Vier! ... (Erst in einem nächsten Schritt werden diese Zahlen mit Mengen verknüpft) Diese Murmeln zählen wir jetzt mal, immer eine nach der anderen! Es sind 5. Jetzt zählen wir diese; es sind 6. Nun legen wir 7 Murmeln hier hin.
    • Löffel-Spiele mit einer Schale Rosinen (Vergleiche, 1:1, Invarianz, Teil-Ganze): jeder darf einen Löffel aus der Schale löffeln und dann vergleichen wir, wer hat weniger/mehr Rosinen gelöffelt? Lass uns genau vergleichen, wir legen immer eine von mir neben eine von dir und sehen es ganz genau. Können wir genau 4 Rosinen löffeln? Ich lege meine vier Rosinen nun so hin (auf einen Haufen oder in Reihe mit kleinen Abständen) und deine so (als Viereck oder in Reihe mit großen Abständen), wo liegen mehr? Ich habe 4 gelöffelt, habe ich damit auch 3 gelöffelt? Und wenn ich zu meinen vier Rosinen als nächstes nochmals 2 dazu nehme?

  • Platz/ Positionen  (Raumlage, Figur-Grund, räumliches Gedächtnis) erleben und Vokabeln einüben
    Das spätere Arbeiten im Zahlenraum basiert auf inneren Bildern, einem mentalen, räumlich geordneten Zahlenstrahl und die Grundrechenarten entsprechen räumlichen Bewegungen (vgl. Kaufmann, Radatz)
    • sich selbst bzw. Personen/Objekte verorten und mit anderen Personen/Objekten in Beziehung setzen: wer/was ist in der Nähe von, neben, über, unter, vor, hinter, auf x?
    • Knopf-Spiele mit verschiedenen Knöpfen, die auf ein Deckchen geschüttet wurden, stärken die Wahrnehmung der Raumlage: welcher Knopf liegt wo?  Konstellationen nachlegen, eckige Knöpfe finden, Ich-sehe-einen-Knopf-den-du-nicht-siehst
    • Kippbilder stärken die Figur-Grund-Wahrnehmung spielerisch
    • Memory stärkt das visuelle Gedächtnis
  • Farben und Formen entdecken und Vokabeln einüben
    Eine klare, genaue visuelle Wahrnehmung, Identifizierung und Differenzierung sowie das visuelle Gedächtnis sind wichtige sensorische Voraussetzung für das Lernen in allen Bereichen.
    • Objekte wahrnehmen, charakterisieren, visuell und taktil unterscheiden, benennen: Ich sehe was, was du nicht siehst und das sieht aus wie ein kleines Dreieck, Wir backen Kreis-Plätzchen, aus Dreiecken verschiedene Vierecke legen, aus Rechtecken Quadrate legen, Tangram
  • Sortieren (Seriation, Klassifikation) von Socken, Spielautos oder Tiere 
    • Objekte wahrnehmen im Detail, Unterschiede sowie Gleiches feststellen und benennen
    • nach Größe, Länge, Farbe, Besitzer in Gruppen einteilen oder in Reihen legen
  • Inhalte verschieden großer Plastikbehältern erleben (in Sandkiste oder Badewanne)
    • Formen und Inhalte erforschen: Welches ist kleiner, schmaler, niedriger, der größte, breiteste, höchste Behälter? Wie passen sie auf- oder ineinander? Wie viele Füllungen des kleinsten braucht es um den größten zu füllen? Wie viel Sand und Wasser passt zusammen hinein?
  • Messen und Einheiten erleben
    • Backen und Kochen mit diversen Zutaten: Wie viel Mehl, Butter, Milch, Eier? Wie kann man was abmessen? Wann zählt man?
    • Kneten und Schlangen oder Türme rollen: Wie viel länger/ höher ist der eine als der andere? Wie viel dicker? ... schwerer?
    • Zeitpunkte erkennen und benennen: Wie sieht es morgens aus? ... abends? ... im Sommer, im Winter?
    • Zeiten erleben und messen: Wie lange dauert das Anziehen? ... die Fahrt zur Kita? ... das morgendliche Anziehen?
  • Tisch decken einschl. Anzahlen bestimmen, Objekte ab- und nachzählen, je zuordnen
    • Objekte spontan bestimmen, kleine Anzahlen auf einen Blick sehen und nachzählen
    • Für unsere Gäste benötigen wir was? Jeder einen Teller, Glas und Besteck, 4 Personen je Tischseite, x Gabeln je Teller
    • Greife spontan drei Löffel, bringe drei Mal jeweils zwei Tassen zum Tisch
  • erstes "Rechnen" hillft bei der Entwicklung der Vorstellung und Abstimmung von Handlungen und Sprache. Sie sind oft herausfordernd und sollten an das je aktuelle Verständnis des Kindes angepasst und entsprechend kindgerecht wiederholt werden.
    • PLUS/ ADDITION
      • lass uns diese doch zusammen sehen, wie viele sind das dann insgesamt? Siehst du noch die beiden Teile, die wir nun zusammen gelegt haben?
      • nun gebe ich dir diese dazu, wie viele hast du dann insgesamt? Siehst du den Teil, den ich dir gegeben habe?
    • MINUS/ SUBTRAKTION
      • Weg nehmen, abgeben: lass mal sehen, wie viele in deiner Hand bleiben, wenn ich mir zwei davon nehme. So ich habe zwei weg genommen, wie viele bleiben nun übrig?
      • Vergleichen: deine und meine Rosinen können wir mal vergleichen (vielleicht dabei nebeneinander aufreihen). Wer hat denn mehr? Und wie viele mehr sind das?
    • MAL/ MULTIPLIKATION
      • Vielfache: auf jeden der drei Teller lege ich 2 Kekse. Mal sehen, wie viele Kekse das dann insgesamt sind. Was meinst du?
      • Wiederholen: lass uns die die 6 Tassen auf den Tisch stellen. Du darfst immer 2 Tassen gleichzeitig hinüber tragen. Wie oft musst du wohl gehen? Was meinst du?
    • TEILEN/ DIVISION (sehr anspruchsvoll)
      • Aufteilen in immer gleich viele: hier habe ich eine Hand voll mit 8 Gummibärchen. Ich teile sie gleich auf, immer 4 in ein Tütchen. Mal sehen, wie viele Tütchen das werden. Was meinst du?
      • Verteilen auf Portionen: diese 6 Äpfel möchte ich gleich verteilen. Ihr seid 3 Kinder. Mal sehen, wie viele Äpfel jeder von euch bekommt. Was meinst du?

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