Es ist anerkannter Stand der Wissenschaft: wir Menschen verfügen natürlicherweise über den Zahlensinn (auch "Number Sense"). Wir alle verfügen über ein Art angeborene "mathematische Intuition" (Hintergründe aus der Wissenschaft hierzu am Schluss dieser Seite).
Unser angeborener Zahlensinn befähigt uns
Auf diesen natürlichen Zahlensinn baut die weitere natürliche und schulische Entwicklung mathematischer Einsichten und Kompetenzen auf. Der Zahlensinn gilt als Fundament der höheren Mathematik. Bereits Kleinkinder gewinnen durch Beobachten, Spielen und Hantieren diverse Einsichten in die Welt der Mengen und Beziehungen - der Zahlensinn schärft sich dabei, bildet sich heraus, wird genauer und bewusster. Reichhaltige, spielerische Erfahrungen mit Mengen, Zahlen und entsprechenden Vokabeln ("Mathe ist die erste Fremdsprache" ;-) ) sind nun viel wert, denn so werden im Hirn wichtige neuronale Strukturen angeregt und diverse beteiligte Areale verknüpft (Gehirnentwicklung). Diese Neuronen und ihre Vernetzung bilden die notwendige Hardware für das sich weiter entwickelnde Feingefühl für Mengen, für Zahlen und für ihre Zusammenhänge, grundlegende Einsichten und Fertigkeiten.
Spiele und Lieder sprechen den Zahlensinn an und fördern dessen gute Entwicklung:
Spielerischer Umgang mit Mengen
Spielerische Einübung der Zahlenreihe (zählen, abzählen, weiter zählen, rückwärts zählen)
Spielerische Verknüpfung der Zahlen und Zahlworte mit den zugehörigen Mengenbildern
Spielerische Eroberung von Zeit und Raum
Sichtbar wird der Zahlensinn sehr augenfällig bei Kindern, die im Spiel "mathematisch hantieren", wenn sie
Oder weitere Beispiele im späteren Verlauf der Mathe-Entwicklung:
"Zahlensinnig" denken und arbeiten heißt, man kann, muss aber nicht auf auswendiges Wissen zurück greifen. In Mathe geht es nicht um Auswendiglernen; "Mathe lernen" heißt eben NICHT Aufgabenlisten und Formeln und Regeln aufsagen können. "Mathe lernen" heißt vielmehr, das mathematische Können über den natürlichen Zahlensinn hinaus zu schärfen und zu entwickeln. Dazu sollten Schüler stets dazu herausgefordert werden, mathematische Zusammenhänge zu entdecken und in vielerlei Aufgabenstellungen anzuwenden. Hierbei können sie sich ein tieferes Verständnis erarbeiten und natürlich auch mathematische Fakten einprägen. Schnelligkeit spielt hierbei keine Rolle, vielmehr das Erschließen von Zusammenhängen, Erkennen Mustern und Visualisieren von Lösungsansätzen.
Der Zahlensinn ist sichtbar und trotzdem läuft es im Matheunterricht nicht? Nun, dazu ist sich die Forschungsgemeinschaft heute weitgehend einig und das macht Mut:
Erfolgreich Mathe lernen kann also Jeder! Wegbereiter sind Lernklarheit und eine gute, individuell wirksame Lehre! Jeder Schüler hat hierzu ein verbrieftes Grundrecht, wie die Kultusministerkonferenz schreibt ... "Das Bildungswesen nimmt eine Schlüsselrolle für die individuelle Entwicklung, für gesellschaftliche Teilhabe sowie für das berufliche Fortkommen des Einzelnen, aber auch für den wirtschaftlichen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt eines Landes ein. Damit bleibt die Herausforderung, die Bildungsqualität insgesamt zu erhöhen und gleichzeitig die Bildungschancen für alle Schüler zu verbessern, als zentrale Aufgabe für eine zukunftsweisende Bildungspolitik bestehen."
"Number Sense" wurde von Stanislas Dehaene (frz. Neurowissenschaftler) in seinem gleichnamigen Buch bereits 1997 aufgezeigt und mit entsprechenden Ergebnissen aus der Hirnforschung belegt. Erstmalig genannt wurde er von Tobias Dantzig 1955. Seither wurde der Zahlensinn vielfach bestätigt und in weiteren Details und Zusammenhängen erforscht.
Beeindruckend sind die Erkenntnisse der Forschung mit Babys. Bereits kurz nach der Geburt zeigt der Mensch seinen Zahlensinn. Babys können übersichtliche Mengen einschätzen, bestimmen sicher die größere Menge und bemerken wenn eine Menge von Objekten sich verändert. Eine ähnliche Grundkompetenz des Menschen wurde mit Säuglingen im Bereich der Geometrie erforscht. Säuglinge können Figuren und Winkel wahrnehmen und unterscheiden, und zwar visuell und haptisch. Diese Erkenntnisse basieren auf Forschungen, in denen der Blickkontakt und damit das aufmerksame Interesse des Säuglings verfolgt und gemessen wird. Es geht noch weiter: der Zahlensinn wurde bei allen Säugetieren, den meisten Vogelarten und Fischen nachgewiesen.